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Wie sich die Vorzüge von Massiv- und Fertighäusern kombinieren lassen

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Früher fiel die Entscheidung, wie man sein eigenes Haus baut, nicht besonders schwer. Es gab auf diese Frage im Grunde nur zwei Antworten: Massiv- oder Fertighaus. Doch der Baubereich ist dynamisch und verändert sich ständig. Neue Technologien und Materialien werden entwickelt; die Wünsche und Vorstellungen der Bauherren wandeln sich fortwährend. Daher mag es nicht überraschen, dass die Unterschiede zwischen traditionellen und zeitgenössischen Bauweisen allmählich verschwinden.

Viele Faktoren haben Einfluss auf die Entscheidung, ob ein Haus als Massivbau oder Fertighaus errichtet werden soll. Selbstverständlich steht dabei der persönliche Wunsch an erster Stelle. Noch wichtiger ist jedoch oftmals die finanzielle Ausgangslage. Als dritter Faktor kommt die Länge der Bauzeit ins Spiel. Während Fertighäuser aus vorgefertigten Elementen relativ erschwinglich sind und deren Bau lediglich ein paar Tage in Anspruch nimmt, ist das Errichten eines Massivhauses ziemlich kostspielig und dauert in der Regel ungefähr ein Jahr.

Bauweisen kombinieren und den individuellen Bedürfnissen entsprechen

Massivhäuser aus Stein und Beton werden auch heute bevorzugt errichtet. Das liegt nicht zuletzt an der Möglichkeit für die individuelle Gestaltung der eigenen vier Wände. Ein gewichtiges Argument ist auch ihre Lebensdauer, die in der Schweiz im Schnitt auf ein halbes Jahrhundert veranschlagt wird. Der Wert eines Massivbaus bleibt in der Regel stabil und kann sich sogar erhöhen, wenn die Umgebung oder die Verkehrsverbindungen mit der Zeit besser werden. Ausserdem bedingt die Lebensdauer den Wiederverkaufswert. Langfristig gesehen ist das Massivhaus also die lohnendste Investition.

Betonbauweisen sind heute weitverbreitet. Die Baumaterialmischung aus Zement, Sand, Kies und Wasser gestattet eine vielseitige Verwendbarkeit. Beton ermöglicht sowohl massive Strukturen als auch filigrane, formbare Formen. Die älteste bekannte Bauweise ist die mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Diese Bauweise erlaubt eine grosse Flexibilität und gilt als ausgesprochen nachhaltig.

Bei der vorgefertigten Bauweise spielt Holz die Hauptrolle. Bauteile werden in Fabriken hergestellt und vor Ort zusammengefügt. Dadurch wird die Planungssicherheit erhöht. Auch angesichts der ökologischen Herausforderungen gewinnt diese Bauweise an Bedeutung. Dabei setzt man auf umweltfreundliche Materialien und bessere Energieeffizienz. Fertighäuser können heutzutage beispielsweise in Holzrahmenbauweise hergestellt werden, was mehrere Vorteile des traditionellen Fertigbaus mit der Flexibilität und Nachhaltigkeit von Holzkonstruktionen verbindet.

  

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Massive Häuser – ein Dauerbrenner mit Variationen

Wer sich für die Massivbauweise entschieden hat, muss sich auf eine relativ lange Montagezeit einstellen. Bei den Massivhäusern gibt es keine bauliche Trennung von tragenden Bauteilen und der Fassade. Sie entstehen direkt auf dem Grundstück, «Stein auf Stein» gemauert. Selbst das Dämmen erfolgt auf der Baustelle. Für alle Gebäude, die im Nassbauverfahren errichtet werden, gilt: Sie müssen erst einmal für eine längere Zeit trocknen, bevor die nächsten Arbeitsschritte eingeleitet werden können. Mittlerweile greifen Baufirmen auch bei dieser Art des Bauens auf Vorfertigungsmöglichkeiten zurück. Als Materialien kommen in erster Linie Ziegel oder Beton infrage.

Bei der Massivfertigbauweise werden grossflächige Mauerelemente vorgefertigt und auf dem Bauplatz zusammengesetzt. Die Fertigung der Wände kann beispielsweise aus Leichtbeton oder Ziegeln erfolgen, sodass eine massive Bauweise erreicht wird. Zusätzlich können Dämmstoffe schon im Werk eingearbeitet werden. Das ermöglicht im Vergleich zu klassischen Massivhäusern schlankere Konstruktionen. Noch schlankere Mauern entstehen bei den Holzriegelbauten.

Bessere Wärmedämmwerte

Die wichtigsten Merkmale eines Massivgebäudes sind Stabilität und Beständigkeit. Aber auch seine Wärmeeffizienz ist dank der dickeren Wände ausgesprochen gut. Das Mauerwerk besteht aus vielen Schichten, die Wärme speichern und sie an die Umgebung nur langsam abgeben. Damit das Raumklima noch besser wird, können an manchen Wänden zusätzlich Dämm- und Luftschichtisolation angebracht werden. So wird sichergestellt, dass die Raumtemperatur das ganze Jahr über angenehm konstant bleibt. Zu den weiteren Vorteilen der dicken Wände sowie der Luft- und Dämmschichten zählt die geringe Feuchtigkeit im Hausinneren.

Da die Materialien, die bei der Massivbauweise eingesetzt werden, üblicherweise feuerfest sind, behalten Wände und Decken im Falle eines Wohnungsbrandes ihre Form. Das Gewicht des Mauerwerks ist gleichmässig auf jeden Baustein verteilt. Die Aussenwände sowie der Grossteil der Innenwände erfüllen eine tragende und raumabschliessende Funktion. Dadurch werden spätere Schäden an der Gebäudesubstanz verhindert.

Ein Massivhaus lässt mehr Spielraum für Änderungen sowohl während des Bauvorgangs als auch danach. Wenn sich insbesondere die familiäre Situation verändert, kann eine Raumerweiterung leichter vorgenommen werden. Diese Vorteile haben natürlich ihren Preis, daher muss man mit höheren Kosten für Planung und Bau rechnen.

  

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Fertighäuser ebenfalls nach Mass

Mit der Fertigbauweise kann man ein Haus zu einem günstigeren Preis erwerben. Das ist möglich, da die Kosten im Vorfeld kalkuliert und vertraglich vereinbart werden. Der Vertrag für die Lieferung und die Montage kann mit demselben Unternehmen abgeschlossen werden. Moderne Fertighäuser zeichnen sich heute durch einen sehr hohen technischen Standard aus. Die Entscheidung für einen Fertigbau fällt auch wegen der kurzen Bauzeit leichter. Anders als beim Massivbau sind die Bauelemente vorgefertigt. Für eine bessere Ökobilanz werden die Zwischenräume mit Ziegeln oder Material aus nachwachsenden Rohstoffen gefüllt. Von aussen lässt sich ein Fertigbau nicht auf Anhieb erkennen, denn die Konstruktion wird mit einer Putz-, Klinker- oder Holzfassade verblendet.

Meistens bestehen die Aussenwände aus einer tragenden Holzkonstruktion, die beidseitig beplankt und mit Dämmstoff ausgefüllt wird. Die einzelnen Module werden in der Fertigungshalle vormontiert. Das Rahmentragwerk wird also komplett ausgestattet – inklusive Fenstern sowie Innen- und Aussenverkleidungen. Auf der Baustelle müssen die Elemente nur noch miteinander verbunden werden. Durch die Vorfertigung von Wand-, Decken- und Dachelementen können Holzhäuser viel schneller hochgezogen werden als etwa Ziegelhäuser. Auch der Bedarf an Arbeitskräften hält sich in Grenzen. Bauherren können sofort mit dem Innenausbau anfangen, da Trocknungszeiten entfallen.

Fertighäuser werden in vielfältigen Modellen angeboten, sodass man sich den optimalen Grundriss aussuchen kann. Je nach den Bedürfnissen der Bewohner können Innenwände demontiert oder versetzt werden. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, dass das Haus auch nach Fertigstellung modifiziert wird. Trotz des festen Preises können gewisse Wünsche nach einer individuellen Gestaltung oftmals umgesetzt werden.

Hybride Haustypen für spezielle Fälle

Wenn verschiedene Bauweisen kombiniert werden, wird das Ergebnis Hybridbauweise genannt. Eine mögliche Variante ist, wenn die Aussenhülle aus Holzbauelementen zusammengesetzt ist, aber auch massive Bauteile in ein Haus in Fertigbauweise integriert werden. So kann etwa die tragende Deckenkonstruktion, die grosse Spannweiten verlangt, aus Beton gefertigt werden. Sie ist dann gegen Trittschall gut isoliert und kann Wärme speichern. Da Holz hervorragende wärmedämmende Eigenschaften aufweist, sorgt es für ein angenehmes Wohnklima.

Weitere Beispiele, die den hybriden Bau charakterisieren, sind der Einsatz von Sichtbeton im Küchenbereich oder eine Mauer- oder Betonwand hinter einem Kaminofen. Falls das Grundstück an einem Hang liegt, ist eine Kombinationslösung aus Beton- und Holzbauweise aus Architektensicht die beste Lösung für Wohnräume. Massive Baukörper erwärmen sich im Wohnbereich in der warmen Jahreszeit langsamer. Und im Winter kühlen sie nicht so schnell aus.

  
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